Hochwasser verregnet RCG-Bilanz 2024

2024 stand für den Schienengüterverkehr unter keinem guten Stern. Die Konjunktur blieb schwach, der Wettbewerb mit dem Lkw verschärfte sich – und dann kam das Hochwasser. Unter schwierigsten Bedingungen hielt die ÖBB Rail Cargo Group (RCG) die Versorgung Europas aufrecht. Doch das Ergebnis war nicht mehr zu retten.

Sinkende Nachfrage, eine mittlerweile ins dritte Jahr gehende Rezession und ein angespanntes Marktumfeld prägten das Jahr – verschärft durch nach wie vor günstigen Diesel und vergleichsweise hohe Strompreise. Bis zur Jahresmitte gelang es der RCG dennoch, ergebnisseitig auf Kurs zu bleiben. Doch dann kam das Hochwasser.

Ganze Lieferketten unter Wasser

Starkregen und Überschwemmungen legten im Herbst ganze Verkehrsachsen in Europa lahm. In Österreich waren nicht nur Hauptverkehrsadern wie die Weststrecke, sondern auch zahlreiche Anschlussbahnen betroffen. Auch in Polen, Tschechien, Rumänien und Ungarn standen wichtige Korridore teilweise wochenlang still. Die Folge: massive operative Einschränkungen, Umleitungen über hunderte Kilometer – und deutlich spürbare finanzielle Auswirkungen.

Ergebnis belastet – Leistung gehalten

Die Auswirkungen zeigen sich nun in der Bilanz. Der Umsatz stieg zwar um rund 3% auf 1,97 Mrd. Euro (2023: 1,91 Mrd. Euro) – das Ergebnis vor Steuern (EBT) liegt jedoch erstmals seit 2011 im negativen Bereich bei minus 24,5 Mio. Euro (2023: + 13 Mio. Euro). Dennoch ist die RCG ihrer Vision, das nachhaltige logistische Rückgrat der Wirtschaft zu sein, gerecht geblieben – vor allem während des Jahrhunderthochwassers: Rund 420.000 Züge – täglich etwa 1.150 – brachten 79,9 Millionen Nettotonnen sicher ans Ziel. Insgesamt wurden 27,3 Mrd. Nettotonnenkilometer mit eigenen Lokomotiven und Personal zurückgelegt.

Erfolge und Wachstum trotz Krise

Trotz des wirtschaftlichen Gegenwinds gab es auch viele Erfolge zu feiern:

  • In mittlerweile 14 Ländern ist die RCG in Eigentraktion unterwegs – 2024 kamen die Niederlande dazu.
  • In Serbien wurde darüber hinaus gemeinsam mit Transfera d.o.o. eine neue Speditionsgesellschaft gegründet.
  • Ein digitales Highlight war die nahtlose Integration von Bahntransporten in Europas führender Transportmanagementplattform Transporeon. Eine Verlagerung von Straßentransporten auf die nachhaltige Schiene ist dadurch so niederschwellig wie noch nie mit nur wenigen Klicks möglich. Für diese Innovation gab es 2024 den Österreichischen Logistikpreis sowie den Supply Chain Excellence Award.

Blick nach vorne

Mehr Güter auf die Schiene – das bleibt auch für 2025 das klare Ziel. Denn das vergangene Jahr hat vor allem eines gezeigt: was auf dem Spiel steht, wenn die Klimakrise nicht gebremst wird. Für 2025 erwarten Wirtschaftsforscher:innen das dritte Rezessionsjahr in Folge – noch nie dagewesen in der Zweiten Republik. Die RCG sieht dennoch mittel- bis langfristig Wachstumspotenziale – vor allem in der Erweiterung ihres Produktportfolios und attraktiven Bahnlogistikkonzepten für Transporte, die heute auf der Straße fahren. Erfolgsentscheidend dabei sind zum einen anhaltende Investitionen in die Digitalisierung und innovatives Rollmaterial, zum anderen ein klares Bekenntnis zu einem volkswirtschaftlich optimalen Verkehrsmix und damit den Einzelwagen- und Intermodalverkehr – trotz angespannter Staatsfinanzen.

ÖBB-Bilanz

11.04.2025